Bevor das Konzert überhaupt anfangen konnte hieß es für uns erstmal: Wo ist das Café Steinbruch? Trotz einer Beschreibung auf der Homepage des Café’s war anscheinend der Weg zu den üblichen Wegfindungstools im Netz kürzer. Somit war Chaos vorprogrammiert für die Duisburger aus Duisburg, die ihre Heimatstadt an sich kennen sollten. Der Karte im Kopf folgend fuhren wir Hin und Her um festzustellen, dass diese Karte total falsch war. Die Straße war zwar die Richtige, aber der markierte Punkt führte nicht mal annähernd zum Café Steinbruch. Um 19 Uhr losgefahren, rannte uns die Zeit davon bis wir nach einem wiederholten Hin und Her auf die Idee kamen eine ältere Dame samt Hund im Schlepptau nach dem Ziel unserer Begierde zu fragen. Zu unserer Verwunderung liegt der Steinbruch in einer Nebenstraße, die im ersten Augenblick wie ein gesperrtes Privatgelände daherkommt, aber keines ist. Ganz versteckt auf der “alten” Lotharstraße wurden wir, leicht in Panik etwas zu verpassen, um kurz nach 20 Uhr endlich fündig.
Nachdem sich die kleine Aufregung gelegt hatte, gings es direkt ab ins Café Steinbruch und dort in den leicht überschaubaren Liederraum, wo die Duisburger Sängerin Stef Boens an jedem ersten Mittwoch des Monats ihre eigenen Stücke zum Besten gibt und zwei Gästen aus den verschiedensten Ecken der Welt die Chance gibt sich vor dem lokalen Publikum zu beweisen. Als wir den Raum betraten stand die Mülheimerin Jaana samt ihrer Akustikgitarre bereits auf der Bühne und eröffnete den Songwriter Abend mit der Unterstützung von Jela am Cajon. Vor allem ihr Song “Revolution” blieb unserem Andreas im Ohr hängen. Nach ihnen betrat die Gastgeberin Stef Boens (Gitarre) zusammen mit Gereon Basso am Cajon und Thomas Urban am Bass die Bühne und brachten nach den eher ruhigeren Songs von Jaana ein wenig mehr Leben und Fülle in den Liederraum, was wohl zum Großteil an der weiteren Instrumentenstimme durch Basser Thomas Urban auf Seiten Boens lag. Das sympathische Trio überzeugte mit ihrem Akustik-Pop, der mich ein wenig an Juli erinnerte, sowohl Andreas also auch mich von der ersten Sekunde an. Währenddessen fand das erste Aufeinandertreffen zwischen unserem isländischen Freund Svavar Knútur und uns statt. Überrascht und begeistert voneinander wurde der Small-Talk eröffnet, aber dieser hielt nicht lange an, denn nun war es Zeit für Svavar Knútur selber musikalisch aktiv zu werden.
Ohne ein Wort zu sagen trat er zusammen mit dem Publikum und seinem Song “Clementine” die musikalische Reise bestehend aus Leid und Erlösung an. Was sich jetzt sehr melancholisch anhört klingt in diesem Fall wie ein angenehmer Traum, der zum Kopfkino Ereignis einlädt. Es wird einem warm ums Herz und man braucht nur die Augen zu schließen, um sich mit den Tönen auf die Reise ins Ich zu begeben. Mir lief vom ersten Moment an ein Schauer über den Rücken und jede Zeile wurde von Anfang bis Ende leise mitgesungen. Zum Mitsingen munterten die Songs von ganz alleine auf, da Svavar seine Songs mit simplen aber schönen “La la la” Parts ausstattet, die von jedem mitgesungen werden können ohne sprachliche Barrieren. Vor, während oder nach den Songs lässt Knútur es sich nicht nehmen die passende Geschichte hinter den Songs dem Publikum zu erzählen. Außerdem lockert er die an sich schon lockere Atmosphäre immer weiter auf durch lustige Anekdoten, wie er seine ersten deutschen Wörter durch die TV-Serie “Derrick” gelernt hat oder den Unterschieden zwischen Deutschen und Isländern. Man merkt schnell, dass Svavar Knútur nicht nur musikalisch einiges auf dem Kerbholz hat, sondern auch als Alleinunterhalter überzeugen kann. Mit “Emotional Anorexic” setzte er seine musikalische Reise fort und lieferte zudem den zweiten Songs seines Solo-Albums “Kvöldvaka”, dass dieses Jahr erschien. Vor allem als er in dem Song zum Finale ansetzt bekam Andreas große Augen und schaute mich an als hätte er es Svavar nicht zugetraut solch eine kräftige und ausdrucksvolle Stimme zu haben. Nach einer kleinen Geschichte über das Pflanzen eines Birkenbaums setzte sich Svavar Knútur musikalisch gesehen unter einen Birkenbaum mit meinem Lieblingssong “Undir Birkitré”. Auch ohne Isländisch Kenntnisse folgte ich ihm wie ein Schatten von Zeile zu Zeile und war total hin und weg. Dazu machte er das Publikum darauf Aufmerksam, dass die Melodie auch problemlos ein chinesisches Marschlied sein könnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits das Publikum komplett in seinen Bann gezogen. Diesem Highlight folgte dann eine Premiere bzw. ein unbekannter Song in meinem knúturschen Universum namens “Humble Hymn”. Der Song ging mir unter die Haut und ließ mich, als auch das Publikum andächtig schweigen bis es wieder dem “La la la” entgegen ging. An sich waren seine 30 Minuten Bühnenzeit bereits beendet, aber leitete mit dem an sich schon lustigen Song “Leipzig” das Finale ein und toppte alles bis dahin gehörte. Durch eine eingebautes Medley basierend auf einer Anekdote oder einem Witz, dass durch eine ähnliche Akkordabfolge Svavar die Chance bietet Survivor’s “Eye Of The Tiger”; Bon Jovi’s “Livin’ On A Prayer”; Falco’s “Rock Me Amadeus” und The Prodigy’s “Firestarter” und “Smack My Bitch Up” miteinander zu verbinden brachte er den Raum förmlich zum Kochen und setzte für den darauffolgenden Künstler Steve Savage aus Tennessee eine hohe Messlatte, die jener nicht überwinden konnte. Zwar war seine an eine texanische Variante von John Mayer erinnernde Musik nicht schlecht, aber zum Ende hin wurden seine Songs recht einheitlich, was selbst Andreas auffiel. Das störte uns zu dem Zeitpunkt bereits wenig, denn wir waren mit Svavar in ein Gespräch verwickelt, dass einige Einblicke gab, die uns noch länger zum Schmunzeln brachten.
Im Ganzen war der Abend sehr sehr gelungen und zeigte deutlich, dass auf der Bühne authentische Musiker standen, die mit voller Überzeugung und Leidenschaft hinter ihrer Musik stehen ohne in irgendeiner Art und Weise gekünstelt zu wirken, wie es leider bei so vielen der Fall ist, die die Charts seit Jahren überfluten. An sich sollten sie dort oben stehen und die Lorbeeren ernten, die ihnen meiner Meinung nach auch zustehen. Sie brauchen keinen technischen Schnick Schnack oder Tanzeinlagen, um ihre Musik zu zelebrieren, welche den Hörer in ihren Bann zieht. Wir sind immer noch hin und weg und planen bereits den nächsten Besuch am 02.12.! Wer will kann ruhig mitkommen, denn gute Musik ist für alle da. In Sachen Svavar Knútur war der Abend noch längst nicht beendet. Wir unterhielten uns über Musik und viele andere Dinge und Andreas machte zudem noch die spürbare Begegnung mit isländischen Schnaps, bevor wir uns verabschieden mussten. Für mich hingegen ging es heute weiter mit einem kleinen Treffen, bevor Svavar uns Duisburgern für’s Erste “Auf Wiedersehen” sagte. Takk Svavar!
Setlist:
- Clementine
- Emotional Anorexic
- Undir Birkitré
- Humble Hymn
- Leipzig (Medley: Survivor - Eye Of The Tiger; Bon Jovi - Livin’ On A Prayer; Falco - Rock Me Amadeus; The Prodigy - Firestarter / Smack My Bitch Up)
Links:
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