Donnerstag, 23. August 2012

Wenn der Nerdst0rm tobt: “Dragon’s Dogma” oder “Unfair bis zum Tod”

Wer meine Blogger-Anfänge mitbekommen hat, weiß vielleicht, dass ich ursprünglich den Nerdst0rm ins Leben gerufen habe. Eine Mischung aus Nerdgasm und Brainstorm. Spontanes Geschreibe aus aktuellen Anlässen. Und aus einem eben solchen möchte ich hiermit diese Kategorie wieder aufleben lassen. Denn das Xbox 360 Spiel “Dragon’s Dogma” hat mich die Tage dermaßen auf die Palme gebracht, dass es Zeit wurde, mich über ein Thema auszulassen, bevor ich einen Herzinfarkt bekomme oder mir noch mehr graue Haare wachsen. So komme nun der erste Babbel-Net Nerdst0rm über euch, nach dem üblichen Klick.
Ich bin zugegebenermaßen ein “Normal”-Modus und je nach Spiel auch ein “Easy”-Modus-Spieler. Ich spiele Videospiele, um mich zu entspannen und nicht um durch sie den ultimativen Stresstest zu erfahren. Auch wenn ich hier und da natürlich gerne mal die Herausforderung suche und Spiele wie “Super Ghouls ‘n Ghosts” oder jüngst “Dark Souls” mir ebenfalls viel Spaß machen können. Wenn ich dazu in Stimmung bin, bevorzuge ich es durch ein Spiel durch zu marschieren und vielleicht hier und da, an der einen oder anderen Stelle ein wenig zu knabbern zu haben, aber alles in allem die Story genießen zu können ohne auf all zu viel Widerstand zu stoßen. Eben dies was ja auch einer meiner Kritikpunkte bei “Max Payne 3“, das einfach stellenweise auch auf leichten Schwierigkeitsgraden irrational schwer war. Einfach nur dadurch, dass die Gegner viel zu viel Einstecken konnten und in einer abartigen Überzahl auf mich zugeschwemmt wurden.
Nochmals, ich habe kein Problem mit schweren Spielen. “Dark Souls” ist ein wunderbares Beispiel dafür. Als Nachfolger von “Demon’s Souls” hatte das Spiel direkt den Ruf, eins der schwersten seiner Generation zu sein. Ist es vielleicht auch, aber eines ist “Dark Souls” an – fast – keiner Stelle: Unfair. Das komplette Spielprinzip und Pacing ist auf den hohen Schwierigkeitsgrad ausgelegt und das funktioniert. Jetzt kommt “Dragon’s Dogma” einfach daher, das vom Hersteller ebenfalls damit beworben wird beinhart zu sein. Die Japaner haben sogar mit einem der neueren Patches einen “Easy”-Modus eingepatched. Und das will was heißen, wo die Kollegen aus dem Land der aufgehenden Sonne doch bekannt dafür sind, Spiele knallhart zu gestalten und gerne auch mal deswegen auf dem westlichen Markt nicht zu veröffentlichen – oder zu entschärfen – weil man uns den knüppelharten Schwierigkeitsgrad nicht zumuten will.
Für mich war also relativ schnell klar, dass ich den leichten Modus zu wählen habe und selbst da kam meine kleine Drachentötergruppe schnell an ihre Grenzen. Eine Handvoll Banditen reichte schon aus, um meine strunzdummen virtuellen Mitstreiter in Panik verfallen zu lassen. Mir ist durchaus bewusst, dass “Dragon’s Dogma” ein Rollenspiel ist und meine Gruppe natürlich zu Beginn gnadenlos unterlevelt durch die Wälder stolpert. Alles kein Problem, solange ich nicht das Gefühl habe, ohnmächtig durch die Spielwelt zu fallen, weil vor allem die Kamerasteuerung für die Katz ist und man schon bei einer Handvoll Gegnern und drei Bäumen in der Pampa komplett die Übersicht verliert.
Hinzu kam noch der Punkt, bei dem mir die Hutschnur geplatzt, graue Haare büschelweise dem Schopf entsprungen und die Ader an meiner Schläfe, die irgendwann meinen Tod bringen wird, wütend empor getreten ist. Gleich einer der ersten Nebenquests in der ersten größeren Stadt beauftragt mich damit einen Gegenstand von einer Gruppe Banditen zu “organisieren”. Also mache ich mich auf zum Camp eben jener Gesetzlosen. Mit Mühe und Not habe ich es überhaupt geschafft, am Lager anzukommen, denn meine Gruppe wurde pausenlos von Wölfen belästigt, die, wie mein NPC alle 1 ½ Sekunden angemerkt hat, in Rudeln jagen. Dass diese Rudel aus durchschnittlich 300 – 400 Tieren bestehen, hat er scheinbar vergessen. Überhaupt kann man keine drei Meter gehen, ohne von einem Gruppenmitglied zugeblubbert zu werden. An und für sich wäre auch das kein Problem, wenn die Deppen mehr als 3 Sätze auf Lager hätten.
Zu den Wölfen gesellte sich dann noch eine Gruppe Banditen, die aber nichts mit meinem Zielobjekt zu tun hatten, und sorgte für endloses Chaos bei meinen Mitstreitern. Nachdem diese wie die Fliegen gefallen sind, weil sie sinnlos Zaubersprüche um sich geworfen haben, ich die gegnerische Flut einigermaßen dezimiert und meine Kollegen wiederbelebt habe, sind wir dann tatsächlich am Zielort angekommen.
Natürlich wollte der Anführer der Bösewichte den Gegenstand nicht so ohne Weiteres rausrücken, also gab es auf die Schnauze! Erst kurz für ihn, dann für mich und zwar so, dass ich nicht mal mehr die Möglichkeit hatte, auch nur annähernd zu reagieren. Weil meine freundlichen Vasallen panisch in der Gegend herumgefuchtelt oder gezaubert haben, was zu einem zeitnahen Ableben ihrer selbst führen sollte und ich vom Anführer der Bande dermaßen eine Klatsche bekommen habe, dass ich in einer Tour am Boden gelegen habe, wie ein Käfer auf dem Rücken, obwohl mein Charakter 2 Meter groß und etwa genauso breit ist. Das Ende vom Lied: Kein Ende für die Quest, sondern vom letzten Speicherpunkt wieder eine halbe Stunde durch die Heide quälen, vorbei an all den Wölfen und Banditen, zurück zur Stadt und die Nebenquest sein lassen.

Aber was stört mich jetzt so daran eine derartige Klatsche bekommen zu haben? Dafür möchte ich wieder etwas aufgreifen, was ich weiter oben geschrieben habe. “Dark Souls” war an fast keiner Stelle unfair. Es war schwer und “Dragon’s Dogma” tut so, als wäre es schwer. Ist es irgendwie auch, weil es unfair ist. Die Kameraführung quält einen in den hektischen Kämpfen, die Vasallen sind dumm wie ein dreiviertel Laib Vollkornbrot und der Spieler bekommt irrational viele Gegner vor die Klinge gesetzt, die für die Flut, in der sie auftreten, einfach viel zu viel einstecken. Dass das Deckungssystem nicht vernünftig funktioniert ist da natürlich Ehrensache und genau das bringt mich auf die Palme. Ich habe kein Problem damit, wenn ich beim Spielen merke, an meine Grenzen zu geraten, weil ein Spiel ‘nen knackigen Schwierigkeitsgrad hat, mein Charakter vielleicht noch nicht bereit für die Quest ist – was einem bei den ersten Aufgaben, die man bekommt sicher nicht der Fall sein sollte – oder das Spiel einfach nur sehr herausfordernd ist. Ich habe aber wohl ein Problem damit, wenn ich das Gefühl habe, keine faire Chance zu bekommen, weil das Konglomerat an den genannten Dingen mir komplett die Handlungsfähigkeit unterbindet. Wenn sich diese Situation nach mehreren Anläufen, bei denen ich meine Strategie ändere und andere Wege ausprobiere, sich nicht verändert, sondern klar wird, dass das Spielsystem und die Macken, die das Spiel hat, mir den Spielspaß komplett beschneiden, kommt schnell der Punkt, an dem ich mich ärgere, so viel Geld für ein Spiel ausgegeben zu haben, an dem Controller fliegen und irgendwann die Disk in einem unangenehmen Knirschen sich in die ewigen Jagdgründe verabschiedet, dem Feuer anheimfällt oder im Garten unter dem großen Walnussbaum begraben wird.

Also, liebe Spielehersteller: Schön, wenn ihr merkt, dass eure Spiele schwer sind und dies fürs Marketing nutzt. Denkt aber auch daran, dass schwer nicht immer gut ist. Vor allem wenn es dadurch erreicht wird, dass es unfair ist. Ein schwerer Kampf kann schwer sein, weil der Gegner dicke Muskeln hat und ordentlich trainiert ist, während man selbst ein wenig dicklich und träge daherkommt. Er kann aber auch schwer sein, weil der Gegner seine Freunde eingeladen hat, die einem Sand in die Augen streuen und von hinten die Kniekehlen einschlagen. Denkt mal drüber nach!

Dieser Text wurde am 23. August 2012 veröffentlicht. Der Autor des Textes ist Dennis B..

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