Heutzutage ist es üblich Spiele auf den Markt zu werfen, die noch
nicht fertiggestellt sind, um sie dann pünktlich zum Release in eine
finale Version zu patchen. Das kann man nachvollziehen, denn jede
Verzögerung kostet den Hersteller Geld und so werden letzte Änderungen
eben gemacht, während das Ganze schon im Presswerk weilt und fröhlich
vor sich hinproduziert wird. Ich kann ebenfalls verstehen, dass Spiele
immer größer, wilder und komplexer werden. Der Spieler hat Bazillionen
Möglichkeiten und bei der Masse an Konsumenten weltweit ist es schier
unmöglich jede noch so hirnrissige Idee, auf die ein Gamer kommen kann,
zu berücksichtigen. Als Spiele dem geneigten Genießer virtueller Kunst
maximal die Möglichkeit zwischen A und B gelassen haben und Option C mit
einem schnippischen “Du kannst den Skelettarm nicht damit verwenden!”
gestraft wurde, war die QA, also die Quality Assurance oder zu deutsch
die Qualitätssicherung, noch wesentlich einfacher. Da hat man ein Spiel
durchgespielt und wenn das ging, hat sich die Sache erledigt.
Zusammengefasst: Ich kann also auch verstehen, dass Spiele Bugs haben.
Manchmal können solche Käferlein ja auch ganz amüsant sein und über den
einen oder anderen Grafikfehler kann ich auch hinweg sehen.
Was ich aber absolut nicht verstehen kann oder wo ich mich frage, wie
zur Hölle einem Tester manchmal extrem offensichtliche Fehler durch die
Lappen gehen konnten, ist, wenn Spiele derart mit insektoiden Fehlern
behaftet sind, dass ein korrektes Durchspielen auch auf dem direktesten
Weg, also ohne hirnrissige und kreative Abwege, schier unmöglich
scheint.
Ich erinnere hier mal an das “Sacred 2″ Debakel von 2008 / 2009. Ich
habe die später erschienene Xbox 360 Fassung gespielt. Das war schon die
überarbeitete und gepatchte Version und dennoch war es fast unöglich es
komplett durchzuspielen. Mounts sind verschwunden, Gegner haben
Gegenstände fallen gelassen, die nicht einzusammeln waren und Questgeber
haben beim Abschluss einer Quest einfach nicht mehr reagiert. Ich
meine, macht ja Sinn: Wieso auch die wertvollen Erfahrungspunkte diesem
Taugenichts von Helden, der gerade die Welt rettet, überlassen. Am Ende
will der noch Geld, soweit kommt’s noch?! Generell war das Spiel so
vollgestopft mit Aufgaben, dass die Haupthandlung nahezu untergetaucht
ist, da es auch keinen wirklichen roten Faden gab, dem man hätte folgen
können. Und dann die Sache mit den Questmarkern. Eine praktische
Erfindung aus einer Zeit, als Rollenspiele immer offenere Welten und
eine größere Anzahl an optionalen Quests mit sich brachten. Sehr
praktisch vor allem, wenn die Markierung auch da landet, wo der Spieler
hingelotst werden soll und nicht mitten im Ozean. Zwar in Sichtweite
aber dennoch unerreichbar. Auch immer erfrischend war die Situation,
wenn man dem Marker gefolgt ist, am Ziel ankam und dann feststellen
durfte, dass die Markierung auf gar wundersame Weise auf einem komplett
anderen Kartenteil gelandet ist. Natürlich erst nachdem man zehn Minuten
durch die Pampa gerannt ist mit einem fluchenden “Ey Mann, wo is’ mein
Questmarker?” auf den Lippen und dem Gamepad in den verkrampften
Fingern. Ich habe “Sacred 2″ nie beendet, nachdem ich 10 Quests nicht
abschließen konnte. Eine davon war leider die Hauptgeschichte.
Zwei Jahre nach meiner “Sacred 2″ Erfahrung hat Bethesda Softworks
mit “Brink” einen ganz neues Level an verrotzten Konsolenspielen
erreicht. Das Spiel war zum Releasetag trotz Day-1-Patch, wie man ganz
mondän das Fertigstellen eines Spiels nach Auslieferung an den Kunden
durch einen Patch nennt, schlichtweg nicht spielbar. Das heißt, man
konnte es spielen. Wenn man Glück hatte sogar fast zehn Minuten lang.
Meistens ist es aber schon 30 Sekunden nachdem man eine Karte betreten
hat abgestürzt und die komplette Konsole gleich mit. Herzinfarktrisiko
mit inbegriffen, wenn plötzlich die Xbox Synapsen im Gehirn Begriffe wie
“RED RING OF DEATH” oder “Microsoft-Kundenservice kontaktieren”
streuen. Fast einen Monat sollte es dauern, bis das Spiel wirklich
spielbar war.
Mit wenig Hexerei ging es 2012 dann bei “The Witcher 2: Assassins Of Kings”
auf der Xbox 360 zu. Das Spiel war, zumindest bei meinem Durchgang,
fast bugfrei. Erstaunlich für ein so großes Rollenspiel, aber natürlich
auch lobenswert. Wenn da nicht diese eine kleine Sache gewesen wäre. Ich
war in einem Lager und sollte zu einer Konkubine, um diese
auszuspionieren. Gefunden habe ich ihr Lager auch. Praktisch so ein
Questmarker. Leider hat das Viereck des Todes nicht berücksichtigt, dass
ich, bevor ich diesen Schritt in der Aufgabenreihe vollziehen kann,
vorher noch zu einer anderen Stelle und einen bestimmten Gegenstand
aufsammeln muss, was mir freundlicherweise auch nicht mitgeteilt wurde.
“Ey Mann, wo is’ mein verdammter drecks Questmarker?” kam es leise
fluchend über meine Lippen UND die Finger gichtkrallenähnlich um den
Controller gewickelt. Und wieder das alte Suchspiel: An den PC setzen
und das Internet konsultieren. Danke!
Ich war natürlich überaus erfreut, dass sich während meinen Streifzügen im 2011 erschienen “The Elder Scrolls V: Skyrim”
nur wenige Käfer vor mein Schwert gelaufen sind. Schließlich steckte
mir noch der “Brink” Effekt in den Knochen, das ja ebenfalls von
Bethesda Softworks kam. Natürlich kam es zu den üblichen Fehlern, den
sogenannten Queststoppern, also Fehler die verhindern, dass eine
Aufgabenreihe weitergeht oder beendet werden kann. Aber es war “The
Elder Scrolls V: Skyrim” und ich habe ihm verziehen und einen zweiten
Charakter erstellt, der diese Questreihen bestreiten durfte. Aber dann:
“Dawnguard”, das erste Add-on, wurde veröffentlicht. Und gleich zum
Start die Hiobsbotschaft: Käfer, überall Käfer! Da war es wieder: “Ey
Mann, wo is’ mein Questmarker?”, denn ich konnte das Add-on gar nicht
erst starten. Dieser Lump von Abenteuerzielmarkierungsobjekt hat
irgendwo in der Wildnis ein Lager aufgeschlagen. Weit und breit nichts
in Sicht außer Bäumen. Die Lösung war dann denkbar einfach. Das Ziel
befand sich in einer Höhle und die Markierung war freundlicherweise
nicht am Höhleneingang angebracht, sondern eben dort, wo man am Ende hin
muss. Aber das sollte nicht alles sein. Nackt! Alle nackt! Da ist doch
einem gewieften Tester scheinbar nicht aufgefallen, dass alle Figuren im
Add-on blank ziehen. Ein Bug, der nicht selten, sondern in fast allen
Fällen aufgetreten ist. WIE KANN MAN SOWAS ÜBERSEHEN?? Und dann wieder
und wieder: Questmarker hier, Questmarker da, nur nicht da, wo er
hingehört.
Liebe Spielehersteller: Ihr macht so tolle Spiele, die mir viele,
viele Stunden Spaß bereiten. Auch die oben genannten Spiele haben mich
lange beschäftigt, aber sie wären noch toller, wenn ihr mal ein paar
Tester mehr einstellen würdet, die vorzugsweise auch aufmerksam ihre
Arbeit machen und nicht im Dienst trinken, kiffen oder Kuchen backen.
Ok, das mit dem Kuchen geht noch klar, wenn sie dabei die Fehler im
Spiel nicht übersehen. Das spart mir und allen anderen da draußen viele
Nerven und wird sicher dafür sorgen, dass wir auch das nächste Spiel aus
eurer Schmiede ohne Bedenken kaufen werden. Vielen Dank.
Dieser Text wurde am 18. Oktober 2012 veröffentlicht. Der Autor des Textes ist Dennis B..
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen